Ensembles
Duo Ivo Berg + Thomas Gerwin
Ivo Berg (Blockflöten) - Thomas Gerwin (Elektronik, Perkussion, Banjo)
Die Komposition „Flautando 3.7“ markiert den Beginn der Zusammenarbeit von Ivo Berg und Thomas Gerwin als Duo: aus radikalen Soundexperimenten am Rohmaterial der Flöte werden Samples gewonnen, die verdoppelt, gedehnt, verfremdet oder in ihre Bestandteile aufgespalten als elektroakustisches Zuspielband und Improvisationsmaterial an die Spielenden zurückfließen. Aus diesem explorativen Setting heraus finden Thomas Gerwin und Ivo Berg zu einem intensiven kammermusikalischen Musizieren zwischen den Polen von elementarer Körperlichkeit und Digitalisierung, Simplizität und kompositorischer Komplexität, Unmittelbarkeit und Immersion. Über das Instrumentarium der Blockflöte und die Einbindung der „Cheap Elektronics“ wird in diese Suche nach aktuellen Ausdrucksformen stets auch eine historische Folie eingeblendet. Ausgangspunkte sind neben der freien Improvisation auch graphische Notationen und offene Improvisationskonzepte. ´
Ivo Berg, studierte Blockflöte und frühe modale Ensemblemusik in Bremen und Tillburg. Neben der zeitgenössisch experimentellen Musik liegt sein Schwerpunkt auf der Aufführungspraxis früher Musik. Als Sänger und Blockflötist konzertiert er mit dem Ensemble Nusmido, das auf die Musik der Renaissance und des Mittelalters spezialisiert ist. 2014 veröffentlichte er seine Dissertation zum Thema musikalischer Spannung und legte weitere Forschungsarbeiten u.a. im Bereich Gestik, Embodiment sowie historischer Aufführungspraxis vor. Nach Tätigkeiten an der Musikhochschule Lübeck und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien hat er seit 2018 eine Professur für Musikpädagogik an der Universität der Künste Berlin inne und ist Studiengangsleiter der Künstlerisch-Pädagogischen Ausbildung.
Kammerensemble ad hoc
Die acht MusikerInnen des Ensembles spielen in sensibler Korrespondenz und Kontrapunktik ad hoc, frei und intensiv dem musikalischen Augenblick nachspürend. Dem Klang und einander Raum gebend, entsteht im musikalischen Spiel manchmal das Unerhörte - lange Spannungsbögen, kurze, explosive oder innige Momente, Nähern und Entfernung, Klangkonglomerate, Flächen, Linien oder Punkte, geräuschhafte, melodische und materiale Strukturen, Fremdheit und Verschmelzung. Getragen von diesem musikalischen Impetus interpretiert das Ensemble ebenfalls Notationen, die kompositorisch zeitliche Strukturen und Klangvorstellungen vorgeben, jedoch viel Raum für deren Ausgestaltung im Moment lassen.
Eine Besonderheit des Ensembles ist die klanglich-musikalische Erkundung von außergewöhnlichen Räumen.
Mit Ivo Berg (rec), Thorsten Bloedhorn (e-git), Thomas Gerwin (perc, electr, prepared banjo), Axel Haller (e-b, object), Klaus Janek (double-bass, electr), Dietrich Petzold (vl), Claudia Risch (fl, sax), Susanne Stelzenbach (p), Leitung: Thomas Gerwin
Im Programm:
Thomas Gerwin "Klanglandschaft (mit Bewegung)" 2010
Susanne Stelzenbach "The Secret Festival" 2010
(u.a.)
B I T .
Foto: Carlos Bustamante
mit Britta Pudelko, Ingo Reulecke (Tanz/Raumperformance), Thomas Gerwin (Perkussion/Live-Elektronik)
Britta Pudelko, Ingo Reulecke und Thomas Gerwin sind BIT. BIT ist nicht nur das Anagramm der Vornamen der Akteure, die eigentliche Bedeutung von BIT als kleinste digitale Informationseinheit, aus der sich selbst komplexeste Zusammenhänge generieren lassen, ist auch Inspirationsquelle für die Gruppe. BIT behandelt Tanz, Performance und Musik als gleichberechtigt miteinander interagierende Wesenheiten, die in diesem besonderen Kontext aber nicht etwas dar-, sondern mit präziser gleichzeitig freier Interaktion das Geschehen direkt erlebbar in Raum und Zeit herstellen.
Die feinstmögliche Auflösung und größtmögliche Informationsdichte im freien Fluss der künstlerischen Kommunikation sind Ziele von BIT, die kontrapunktisch aufeinander bezogen gemeinsam den Raum bespielen. Der Fokus, weich fluktuierend, zuweilen spontan wechselnd, liegt dabei im Transitären, im Bereich der konzentrierten Präsenz zwischen körperlicher und klanglich-musikalischer Aktion.
Foto: Julian Gaynor
Britta Pudelko, Tänzerin, Choreografin, Dozentin. Arbeitete als Tänzerin u.a. mit Akram Khan, Michael Clark, Bernard Baumgarten, Robert Poole, Christoph Winkler. Seit 2001 ist sie Mitglied im Ensemble von Achim Freyer.
Seit 1996 entwickelt sie eigene Choreografien. Ihr letztes Stück war "Alte Liebe" Ein Tanztheaterstück für 4 alte Ballerinen und einen Jungmännerchor.
www.britta-pudelko.com
Ingo Reulecke studierte nach einer zeitgenössischen Tanzausbildung Choreographie an der Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Berlin. Seine Choreographien wurden mehrfach ausgezeichnet und zu zahlreichen Festivals im In- und Ausland eingeladen. Mit einem DAAD Jahresstipendium ging er 1998 nach NYC. Seit 2006 ist Prof. Ingo Reulecke Leiter der Abteilung Tanz an der Hochschule für Schauspielkunst ´Ernst Busch´/Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin.
www.ingoreulecke.de
Thomas Gerwin, Komponist, Improvisator und Klangkünstler, arbeitet außerdem intensiv im Bereich „Soundscape Composition“ und Radiokunst. Hauptsächlich in seinem Berliner Studio komponiert er Werke für Konzert und Performance und kreiert Klang-Installationen. Er wurde mit verschiedenen internationalen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, seine Werke werden weltweit aufgeführt, gesendet und ausgestellt. Er ist künstlerischer Leiter des Internationalen Klangkunstfests Berlin.
Welt am Draht
Das Zusammenspiel von Claudia Risch (fl, sax), Thorsten Bloedhorn (e-git) und Thomas Gerwin (live-electr, perc) unter dem Namen "Welt am Draht" folgt keinen festen Gesetzen. Manchmal gibt es verbale Absprachen vor dem Konzert, manchmal graphische oder situative Vorgaben. Ihre Musik ist geprägt von der sensiblen Freiheit jedes Einzelnen, dem Aufeinander-Hören und dem prozesshaften, gemeinsamen Erschaffen musikalischer Strukturen und Gebilde.
Jahr´sZeit
Alte Weisen neu entdeckt - Deutschland und Brasilien
Mit Katia Guedes (Gesang) und Thomas Gerwin (Arrangement, Gitarre)
Volkslieder galten lange Zeit nicht als "in", waren vergessen, regelrecht verdrängt. Dabei besitzt der deutsche Sprachraum einen wahren Schatz an über Jahrhunderte gesammeltem, einzigartigem Liedgut, des es wiederzuentdecken absolut lohnt. Dazu treten in diesem besonderen Programm ausgewählte Volkslieder aus der Heimat der Brasilianerin Katia Guedes in Beziehung, die oft ähnliche Themen behandeln, aber ein ganz anderes Lebensgefühl ausdrücken. So entsteht ein Dialog der Volkslieder - wunderbare, einfache Melodien mit nachdenklichen und frechen, sehnsüchtigen und lustigen Texten, die uns auf eine musikalische Reise durch den Jahreslauf mitnehmen.
steinmusik
S t e i n K l a n g + L i v e - E l e c t r o n i k
Fotos: Silvia Fohrer + Henry Mex
Der Stein hat in seiner Schwere und Sprödigkeit bisher kaum Eingang in die Musik und Klangkunst gefunden. Grund genug für die Komponisten und Klangkünstler Thomas Gerwin und Henry Mex die Forschungsreise in die Welt dieses Erdelements anzutreten. Sie entwickeln ein Steininstrumentarium (Lithophone, Fliesophone, Granit, Marmor, Sand etc) auf dem sie mit dem Schlegel und Bogen, gestrichen oder gerieben ungewöhnliches weich-melodiöses, geräuschhaft-perkussives bis glockenähnliches Klangmaterial entstehen lassen. Dieses wird durch den Live-Einsatz von Mikrophonen, Pick-Ups, Computer, Sampler und FX-Geräten einer zusätzlichen Mikroskopierung und Bearbeitung unterworfen. Mittels dieser "Nahaufnahmen" von Steinklängen erschaffen die beiden Musiker Klangwelten von minimalistisch offenen oder fast gamelan-ähnlichen dichten Strukturen bis zu expressiv-abstrakten Klanglandschaften aus allen nur möglichen lautlichen Äusserungen des Steines. Mit einem der ältesten und härtesten auf der Erde vorkommenden Material wird in Interaktion mit moderner Technologie Musik erzeugt, die flüchtigste aller Künste. Der Stein wird musikalisch ent-deckt.
Zur Bildung von multiplen musikalischen Klangräumen streben Gerwin und Mex bei ihre Performance ein Surroundkonzept an, das zwar nicht Bedingung für die Konzertsituation ist, aber - wenn veranstalterseitig die Möglichkeit von mehr als Stereo besteht - ihren Vorstellungen von Raummusik sehr entgegenkommt. Aufführungen in kleineren Aufführungsräumen kann steinmusik mit einem eigenen Surround-Set absichern
Besonderer Dank und ein herzlicher Gruß gilt an dieser Stelle Rudolf Kaltenbach und Silvia Fohrer, die Thomas Gerwin im Herbst 2004 zu ihrem internationalen Bildhauer-Symposium "Steine ohne Grenzen" nach Brück in Brandenburg einluden und so den Beginn der Entwicklung des Stein-Instrumentariums ermöglichten. Dieser Beginn wurde ebenso freundlich unterstützt von der Firma Rex-Granit.
GG Piano Electronic Performance
Thomas Gerwin (Live-Elektronik) / Ulli Götte (Konzertflügel)
In diesem dreiteiligen Konzert wird der gespielte oder geräuschhaft erzeugte Klavier-Klang mit Labtop und Sampler live elektronisch bearbeitet und von vorproduzierten Klängen ergänzt. Teilweise fungiert der Konzertflügel auch als Perkussionsinstrument oder als Schall-Transducer. Der Berliner Komponist und Klangkünstler Thomas Gerwin und der Kasseler Komponist und Pianist Ulli Götte haben für dieses Projekt jeweils eine neue Komposition entwickelt; den dritten Teil bildet eine gemeinsame Improvisation.
- Ulli Götte
"Skulptur A" für Flügel und Live-Elektronik (2007) - Uraufführung
"Skulptur A" ist das erste Produkt einer neuen Kompositionstechnik Göttes: ein Stück Musik entstehen zu lassen wie eine räumliche
Skulptur. Ein räumlich-zeitlicher Cluster steht am Beginn der Komposition; durch systematisches "Herausmeisseln" einzelner Töne wird
die Musik immer transparenter, bis zum Schluss das vorab geplante Klangresultat entsteht und erklingt. Eine möglicherweise pionierhaftes
Verfahren zeitlicher Umsetzung einer jahrtausendalten rein räumlich realisierten Kunstidee. Live gespielte Klaviertöne ergänzen den unerbittlichen
Reduktionsprozess, der mittels elektronische Filter klangliche Variationen erfährt.
Dauer: ca. 20 Minuten
- Thomas Gerwin
"Klangschattengewächse" (2007) - Uraufführung
für Piano und Live-Elektronik (Labtop, Sampler, Zuspiel-CD, Keyboard, Mischpult) mit vier Lautsprechern
Diese Komposition basiert auf einer graphischen Partitur. Die Grundideen sind die Entstehung eines "Alter Ego" des Klaviers sowie eine langsame
Ausbreitung des Klanges in den Raum. Die kompositorische Struktur besteht aus sechs Schichten. SpielerIn A spielt ausschließlich im Flügelinneren.
Seine/Ihre Aktionen sind gegliedert in die Kategorien:
"Gestimmtes Tonmaterial mit und ohne Pedal" - dies wird hauptsächlich mit den Saiten erzeugt
"Metallklänge" - (oft auch geräuschhafte) Klänge, die mit metallenen Teilen des Konzertflügels erzeugt werden können wie z.B. Rahmen, Schrauben,
Gewinde sowie natürlich auch den Saiten und
"Holz- und Streicherklänge" - Klänge, die mit Holzteilen des Flügels erzeugt werden können oder durch Zuhilfenahme eines Cellobogens - oder dessen Haaren.
Die Stimme der Live-Elektronik besteht ebenfalls aus drei Schichten:
"Klavierklänge" - eine aus vorher aufgenommenen Klavierklängen komponierte Schicht, die vom Laptop kommt und live kontrolliert wird,
"Steinklänge" - mit dem Keyboard ad hoc gespielte und bearbeitete Soundfiles aus Gerwins "Steininstrumentarium" sowie
"Soundscapes" - speziell für dieses Stück komponierte Klangumgebungen vom CD-Player.
Dies alles wird quadrophon im Raum inszeniert. Der Flügel klingt zunächst einfach "en nature" an seinem Ort. Die Soundscapes umgeben den
Flügel und hüllen ihn ein. Die beiden anderen Schichten der Live-Elektronik sind auf die Boxenpaare verteilt, die das Publikum umgeben. Das "Alter Ego"
des Flügels kommt von den direkt gegenüber stehenden Boxe von hinten. Die Steinklänge changieren in den Boxenpaaren rechts vorne/rechts hinten und links
vorne/links hinten. Zusätzlich zum Naturklang wird der Flügel mit einem Mikrophon abgenommen und erscheint vereinzelt (!) auch als amplifizierte Entität an
anderen Orten im virtuellen Raum.
Dauer ca. 17 Minuten, quadrophon.
- Gerwin/Götte
"GGPianoElectroPiece" (2007)
Die Grundidee für dieses Stück ist eine Closed Circuit-Situation. Die Live-Manipulation von live gespielten Flügel-Klängen und -Strukturen
werden live manipuliert; die veränderten Sounds werden wieder eingespielt und dadurch wiederum Auslöser für musikalische Aktionen.
Das Ganze beginnt mit einem einzigen Klavierton, dem Kammerton "a". Dessen Bearbeitung wird ein anderer Sound hinzugefügt, der wiederum in
bearbeiteter Form zurückkehrt und weiter angereichert wird etc. Auf diese Weise entstehen "Familien" von Klängen, Klangkonglomerate, die
von einem Ausgangspunkt stammen. Die gesamte Entwicklung wird einerseits nachvollziehbar, birgt aber andereseits strukturelle und spontan entstehende "Erschütterungen".
Dauer ca. 20 Minuten
laut_bewegt
Iris Sputh und Thomas Gerwin verbinden seit 2005 verschiedene Arbeiten in denen sie sich mit der Interaktion von Klang und Bewegung auseinandersetzen und gemeinsame Ansätze erproben. Dem Klang eine Bewegung und der Bewegung einen Klang geben - kontrapunktisch und spontan komponiert.
Der Atem gehört zum Tanz als Zusammenspiel von sichtbarem und hörbarem Rhythmus. Den sich bewegenden Körper und die daraus entstehenden Geräusche als Einheit zu sehen. Mit Laptop und Sampler hat Thomas Gerwin aus der Stimme von Iris Sputh ein elektronisches Instrument gebaut, das sich mit den Live-Aktionen von Tänzerin und Musiker mischt.
lautbewegt_luft
das erste gemeinsame Stück entstand für das Konzert am 18. 11. 2005 im Rahmen des Klangkunstfestivals IM KLANGLABOR DER ELEMENTE und ist ein Teil einer "Elemente-Symphonie", zu der es mittlerweile auch schon die Fortsetzung zu den Elementen Wasser "wasser.lautbewegt" (UA 2006), Feuer "Ein kleines Feuer-Werk" (UA 2007) und Erde "erd-laut_bewegt" (2007/8) gibt.
Weitere gemeinsame Stücke sind "raum:laut:bewegt" (2007), "farb_lautbewegt OPEN! (UA 2008) und "tat_ort_klang_körper" (UA 2009)