Werke, Aufführungen & Austellungen
Am 8. November 1998 musizierten drei Musiker (Elke Hofmann, Michael Kaufmann, Uwe Kremp) auf der "KlangWeltKarte" in Karlsruhe, Ton und Bild dieser Performance wurde live nach Darmstadt und Stockholm übertragen. Dort spielten jeweils drei Musiker (in Darmstadt - Carin Levine: Flöte, Uwe Dierksen: Posaune und Nikolaus Heyduck: "soundscape musician", Ton. Timo Dörrhöfer / in Stockholm - Jonny Axelson: Schlagwerk, Mats Lindström: Live-Elektronik und Kent Tankred: "soundscape musician" und Ton ) live mit den Musikern in Karlsruhe zusammen, sie wurden jeweils wieder audiovisuell direkt vo n Darmstadt und Stockholm in das ZKM nach Karlsruhe übertragen.
Vom zentralen Mischpult in Karlsruhe aus (Klangregie: Thomas Gerwin) wurden d ie drei Übertragungen und zusätzlich das jeweilige Gesamtergebnis an den drei Aufführungsorten noch einmal akustisch bearbeitet und live verändert. Auf diese Weise arbeiteten immer mehrere Akteure an verschiedenen Orten gemeinsam und gleichzeitig am live hin- und wieder zurückübertragenen Klang. In einer Art "Dichotomie von Innen und Aussen" wurden so die Klänge der Welt wieder in sie zurückgegeben. Die Kunst versteht sich als Integral, sie gestaltet die Welt, indem sie sie reflektiert. Die Live-Aufführungen waren sehr unterschiedliche Teilaspekte, in denen der eine reale Raum den jeweils anderen als virtueller berührte. Das Gesamtkonzert aber fand im virtuellen Raum der Sendung(en) statt, live, sich stets verändernd und nicht wiederholbar.
Das Telekonzert war eine Koproduktion von Deutsche Telekom AG Niederlassung Darmstadt, EMS Stockholm, EUMETSAT Darmstadt, Fylkingen Stockholm, Goethe-Institut Stockholm, Internationales Musikinstitut Darmstadt, Saarländischer Rundfunk, Südwestrundfunk und ZKM/Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.
"Welt klingt" ist 1999 auf Audio-CD erschienen (Tre Media Musikverlage, Bestell-Nr. iap 110).
Foto: Maria Xerisoti
Foto: Helmut Hartwig
Maße 96x37x37cm – Holzstele mit Holzschale lackiert, CD-Spieler, Lautsprecher
Die Werkgruppe dieser Art von Klangskulpturen inszeniert jeweils einen Klang, indem sie ihm eine Bühne oder eine Heimstatt gibt. Die blaue Schale der Klangskulptur „Kreisformel“ verströmt den gleichmäßigen Klang einer, zuweilen mehrerer, ständig rotierender Kugel(n). Die Aufnahmen für diesen im Computerstudio produzierten Soundtrack entstanden mit Kunstkopfmikrophon genau in dieser Schale auf eben dieser Stele, sodaß durch Eigenresonanzen ein größtmöglicher Verschmelzungsgrad entsteht. Die Technik befindet sich im Inneren.
"Rollenspiel (pi-r-Quadrat)" (1999)
Eine akustische ExplorationNachdem ich in früheren Werken verschiedene Gegenstände ("Objektklangstudien", "Dingklang-Klangding"), den menschlichen Körper ("Klangkörper") sowie immer wie-der Orte ("Karlsruhe - Klangbilder einer Stadt", "Heidelberg, Du Feine") oder ganze Landschaften ("Wattenmeer-Suite", "Fluss durchs Ohr") musikalisch untersucht und porträtiert habe, wende ich mich in der vorliegenden Komposition einer abstrakten, sozusagen reinen, geometrischen Form zu.
"Rollenspiel" analysiert die sonare Struktur eines Kreises sowie unterschiedliche Facetten und Formen seiner Erscheinungsweise. Dabei expandiert der zweidimensio-nale Kreis zwangsläufig immer wieder kugelförmig in die dritte Dimension. Der Prozess der Erforschung selbst schließt durch die musikalische Darstellungsform von Anfang an die vierte Dimension, die Zeit, mit ein.
Um bei dieser prinzipiell abstrakten Aufgabenstellung bewußt Kontakt zur klingenden Wirklichkeit zu halten, habe ich für diese Untersuchung die Klänge einer fallenden oder rollenden Kugel in einer runden Holzschüssel verwendet.
Ausschließlich dieses Material war Ausgangspunkt und Inspirator der durch verschie-denste analoge und vor allem digitale Methoden im Computerstudio erzeugten, bear-beiteten und komponierten klanglichen Repräsentanz der strukturellen Idee.
Neben der expressiven Klanglichkeit des unvertraut Vertrauten hat mich aber auch das Experiment gereizt, die unverhofft erzählerischen Qualitäten in diesem per se abstrakten Material aufzudecken. Denn im "Alles fließt" der rollenden Kugel gab es Geschichten zu (er)finden und sogar Personen und ihr Rollenspiel zu analysieren. In der weiteren Arbeit, in der Auseinandersetzung mit diesem konkreten Klangmaterial bin ich mir zuweilen vorgekommen wie ein Regisseur, der versucht, mit zwar hochinteressanten, aber sehr eigenwilligen Schauspieler-Persönlichkeiten ein Thea-terstück oder einen Film zu realisieren.
Ich wollte also eine abstrakte Form untersuchen, habe diese durch konkretes Klang-material repräsentiert und fand - Personen und Geschichten. Denn Klänge sind Lebewesen. Sie werden geboren, verbringen eine gewisse Lebenszeit an bestimmten Orten und sterben dann. Manchmal formen sie höhere Organismen.
Dieses Stück ist am besten mit Kopfhörern zu hören. Für kleinere Räume ist eine Verklanglichung durch eine gute Dolby-Surround-Anlage und für größere bis große eine spatiale Interpretation durch ein interaktives Lautsprecher-Orchester mit minde-stens 8 einzeln ansprechbaren Lautsprecher-Gruppen gewünscht.
Rollenspiel wurde mit dem Karl-Sczuka-Förderpreis 1999 des Südwestrundfunks ausgezeichnet und als Selection Award in die "Sonic Circuit VII" Edition des American Composer Forum aufgenommen.
Das Nurk (2000)
Klangskulptur
Unter diesen Steinen lebt "das Nurk", ein äußerst scheues und sensibles kleines Tier, welches niemals in Gefangenschaft lebt, aber praktisch auch noch nie in freier Wildbahn richtig beobachtet oder gar gefilmt oder photographiert werden konnte. Wenn sie ganz leise und behutsam an seinen Bau herangehen, können sie vielleicht etwas von ihm hören. Aber Vorsicht: es ist nicht nur sehr ängstlich, sondern vielleicht auch gefährlich. Man weiß eben noch nicht sehr viel von ihm.
Künstlerhof Buch, Begleitausstellung zum Symposium "Steine ohne Grenzen" 1.-30.September 2001
"Die Schwelle ins 21. Jahrhundert" (1999)
Interaktive Klang-Video-Installation
entwickelt für und gezeigt bei: "Jahrhundertwenden 1000-2000 - Rückblicke in die Zukunft"
Landesausstellung im Karlsruher Schloß vom 11.12.1999 bis 7.5.2000
Foto: Helmut Hartwig
"So wie die kalendarische Jahrtausendwende eine Setzung der westlichen Welt ist, so wird durch die multimediale Inszenierung der Übergang in das neue Jahrtausend in die Karlsruher Ausstellung gesetzt. Die Transposition des Zeitpunkts in den Raum macht das Ereignis beliebig of wiederholbar.
Im Raum vor der "Schwelle" befinden sich verschiedene Sensoren, durch die der Besucher die audiovisuellen Geschehnisse selbst abruft und steuert. Auftauchende Stimmen sprechen Persisch, Japanisch, Arabisch, Chinesisch und Hebräisch. Es sind dies Sprachen alter und großer Kulturen, die anderen Zeitrechnungen folgen, für die die viel beschworene Jahrtausendwende schlichtweg nicht stattfindet. An der "Schwelle" entdeckt der Besucher sich selbst aus einer Perspektive, aus der ihn sonst nur heimliche Beobachter sehen. Aber was passiert beim Überschreiten der "Schwelle"?"
(Dr. Jutta Dresch)
Produziert bei inter art project - Studio für Medienkunst (Karlsruhe/Berlin) im Auftrag des Badischen Landesmuseum Karlsruhe
Quader amorph mit Geheimnis (2001)
situative RaumKlanginstallation
"Quader amorph mit Geheimnis" von Thomas Gerwin ist eine "situative RaumKlangInstallation" mit acht Lautsprechern. Sie lockt die Rezipienten durch ein verhülltes Objekt, welches flüsternd geheimnisvolle Geschichten aus dem Zuang-zi (1200 v. Chr.) preisgibt, in einen artifiziellen musikalischen Raum, in dem sich virtuelle Objekte dreidimensional bewegen.
Die Klanginstallation bezieht sich künstlerisch direkt auf den Ausstellungsort. Der vorgegebene Raum wird klanglich kommentiert, kontrapunktiert und situativ umgedeutet.
Gegen die Omnipräsenz der rechten Winkel werden weich schwingende und rotierende Klangbewegungen in den Raum gesetzt. In zwei Raumecken unten sowie in "mittlerer und ganz hoher Lage" werden jeweils Lautsprecher positioniert, insgesamt acht. Diese Lautsprecher sind durch vier verschiedene CD-Spieler jeweils paarweise und miteinander weich koordiniert.
"Quader amorph" wurde komponiert im Auftrag des Sender Freies Berlin für die SFB-Klanggalerie 24.1.-10.2.2001
Soundscape No.1 (2001)
situative Raumklang-Installation
„Soundscape No. 1“ ist der Beginn einer neuen Werkreihe von begehbaren Klanglandschaften aus einer jeweils unterschiedlichen Anzahl von im Raum positionierten, speziell für diesen Zweck entworfenen weißen Kästen mit Lautsprechern.
„Soundscape No.1“ ist eine Landschaft aus drei Kreisen um einen imaginären Mittelpunkt. Die Installation besteht aus insgesamt 24 Lautsprechern und einem Monitor. 4 Lautsprecher beschreiben einen ersten regelmäßigen Kreis, der nächste Kreis besteht aus 6 und der äußere aus 9 Lautsprechern. Nach außen hin werden die Kreise weniger regelmäßig, die Lautsprecherboxen bilden miteinander teilweise andere Gruppierungen. Eine äußere Lautsprechergruppe besteht aus drei Lautsprechern und eine andere aus 2 Lautsprechern und einem Monitor.
In der übergeordneten Raumklang-Komposition gruppieren sich die Klänge um einen Kern aus Stille. Den Besuchern, die von außen die Installation betreten, begegnen zunächst verschiedene laute, expressive Klänge und Klangumgebungen. Je näher man/frau dem mittleren Kern kommt, um so ruhiger und stiller wird es. In der Mitte selbst erklingt nur ein Akkord aus ganz langsam und sanft atmenden liegenden Klängen, der alles laute Treiben (ver-)bannt und Ruhe und Sammlung vermittelt. Entfernt man/frau sich wieder vom Mittelpunkt, werden die Klänge wieder lauter und aufgeregter.
Der jeweilige Ausstellungsraum des „Soundscape No.1“ ist virtuell in Zonen und Himmelsrichtungen geteilt, die sich nach den tatsächlichen Himmelsrichtungen in diesem speziellen Raum richten, der vor der Installation der Arbeit mit dem Kompaß untersucht wird. Jede Himmelsrichtung nun enthält verschiedene Klangumgebungen, die mit den jeweils banachbarten Klangumgebungen teils perfekte Kontrapunkte bilden, teils völlig verschmelzen. So ergeben sich je nach Route und Geschwindigkeit der Wege durch diese Klanglandschaft ganz unterschiedliche Klangkonglomerationen. Im realen Raum werden verschiedene Gegenden virtuell-auditiv bereitgestellt und jede(r) Besucher(in) kann sich durch Bewegung im Raum und Geschwindigkeit einen völlig eigenen Eindruck erzeugen bzw. eine eigene Struktur oder Geschichte komponieren. Im Monitor der einen äußeren Gruppe sind Hände zu sehen, die ununterbrochen erschaffen und zerstören - begleitet von einem speziell dafür komponierten Soundtrack aus menschlichen Stimmen.
In dieser Landschaft aus Klängen soll möglichst mehrmals das „Movement No. 1“ stattfinden, eine Performance, in der 1-3 Akteure nach bestimmten Vorgaben (s. beiliegende Konzept-Partitur) die Klanglandschaft improvisatorisch begehen und bespielen. Dazu bilden sie mit extrem langsamen Bewegungen zwischen den flanierenden Besuchern Linien der Konzentration und Flächen und Impulse aus Klang. Sie tragen portable CD-Spieler, mit denen sie die „Soundscape No.1“ klanglich verformen und kontrapunktieren. Auf diese Weise wird die begehbare Klanglandschaft zeitweise zur Bühne eines geheimnisvollen Rituals, an dem die Besucher teilhaben, aber nicht teilnehmen können.
EU Pavilion on EXPO 2000 Hannover
S o u n d s c a p e E U R O P A H A U S - EXPO 2000 Hannover 1.6. - 31.10.2000
Komponist und Medienkünstler Thomas Gerwin hat den europäischen Pavillon auf der EXPO2000 Hannover mit neuen Medien klangkünstlerisch gestaltet.
"Space Experience"
12 Klangklimata
Die Gesamtkonzeption des Pavillons bestand aus zwölf "Klangklimata" und neun, teils interaktiven audiovisuellen Objekt-Installationen. Sie verwandelten den gesamten Pavillon in ein begehbares Musikstück. Die Besucher befanden sich innerhalb eines grossen Klangakkordes und bestimmten durch ihre Bewegungen selbst den Fortgang und die Geschwindigkeit der Veränderungen. Sie wurden am Eingang (1. Hello) begrüsst in den elf offiziellen europäischen Sprachen und begaben sich direkt in die PreShow (2. Fifties). Die Time Shuttles luden durch akustische und optische Signale (3. Boarding Zone) zum Betreten ein. Nach der Fahrt ging es weiter zur (4.) "Euro-Disc", die das Publikum nach oben in den "Galaxy Walk" beförderte. Dort erlebten sie zunächst die ca. 3,5 minütige "Blue Planet Show" mit einer Komposition für 6 Plasma-Schirme und 22 programmierbare Dia-Schaukästen. Im oberen Stockwerk bewegten sich die Besucher dann nach und nach durch verschiedene, sich teilweise vermischende Klangklimata (5. Blue Planet, 6. Bridge, 7. Satellit, 8. Space) und tauchten dann durch den gelben Eingang vom (9.) "Star" ein den (10.) "Tunnel der Reflexionen". Von dort ging es weiter in die (11.) "PostShow". An der Tür rundete sich dann der musikalisch-akustische Reigen, indem die Besucher in allen elf EU-Sprachen (12. Bye-bye) wieder verabschiedet wurden.
"European Sound Atlas"(2000)
Interaktive Klang-Licht-Installation am "Blue Planet" im 1. OG
EU-Pavillon auf der EXPO2000 Hannover
European Sound Atlas mit 10 interaktiven Kopfhörer
Der Klang der Umwelt beeinflußt unsere Wahrnehmung auf einer tiefgründigen, grossenteils unbewussten Ebene; er ermöglicht Orientierung und gibt aktuelle, überlebenswichtige Informationen, warnt, beruhigt oder erzählt Geschichten.
Neben diesen Funktionen kann er aber auch eine ganz eigene ästhetische Qualität besitzen. Jeder Ort hat durch seine Topographie, sein Wetter, durch Architektur, auch durch Sprache und Temperament der dort lebenden Menschen, etc. einen spezifischen Eigenklang und vermittelt ein ganz besonderes Lebensgefühl.
Abrufbar durch zehn besonders zu diesem Zweck gestaltete, interaktive Kopfhörer können die Besucher eintauchen in die zu kleinen "Hörstücken" verarbeiteten Klanglandschaften (Sound- scapes) der Hauptstädte sowie einem zusätzlich ausgewählten anderen Ort der Mitgliedsstaaten der europäischen Union.
Der EUROPEAN SOUND ATLAS gehört in die Werkgruppe "Über akustische Ökologie". Er möchte sensibel machen für die Schönheit und den Reichtum, aber auch für die Verletzlichkeit unserer akustischen Umwelt und dazu ermutigen, sie verantwortungsvoll und kreativ selbst mitzugestalten.
Jeder Kopfhörer hält drei ausgewählte Orte bereit und zusätzlich den "Europa-Klang". Das auf der Glasplatte angebrachte, jeweils zugehörige Piktogramm zeigt die Europakarte mit drei verschiedenfarbigen Punkten, die sich auf dem Abspielknöpfen an den Kopfhörern wiederfinden und so eine Zuordnung der Klanglandschaften zu den Orten ermöglichen. Die kleinen Klangportraits dauert zwischen 10 und 30 Sekunden, sie können auch gleichzeitig abgespielt und gemischt werden.
"Portholes"
Im "Tunnel der Reflexionen" beanden sich acht teils interaktive MedienInstallationen, die zu Themen künstlerische Kommentare abgeben, die die EU international beschäftigen. Es sind dies im einzelnen in den grossen "Portholes" links:
1. Cultural Heritage
Man sieht in einem Kasten ein Modell des schiefen Turms von Pisa, der dort bedenkliche Schräglage hat. Am Kasten außen ist ein Griff angebracht. Wenn man diesen mit Karaft und mehrmals hineinschiebt pumpt man etwas unter den Turm, sodaß sich seine Haltung stark verbessert. Leider aber kippt der Turm wieder, sobald man mit diesen Bemühungen aufhört.
2. Heating of the Planet
Man sieht ein kleines Treibhaus mit Dampf darin, der aus einer großen Spraydose hineindringt. Vor dem Treibhaus befindet ein großer Knopf mit der Aufschrift STOPP. Wenn man diesen drückt, verschwindet der Nebel langsam und man sieht eine sich langsam drehende Weltkugel. Sobald die Taste losgelassen wird, beginnt die Spraydose wieder zu blasen. Das heisst, man muss in einem längeren Prozess und unablässig gegen den Treibhaus-Effekt arbeiten. Mit einem kleinen Knopfdruck ist es noch nicht getan.
3. Humanitarian Aid
Nachdem man das Porthole betreten hat, befindet man sich in einem Flüchtlingszelt der durch die EU geförderten Organisation ECHO und DRK mit 2Schlafpritschen und verschiedenen "Care-Paketen", in die man zum Teil hineinsehen kann.
In den kleinen "Portholes" rechts:
4. Fish/Water Pollution
Man von schaut von oben auf einen gedeckten Tisch mit großem Teller, Messer und Gabel, Glas. Unter dem Teller ist liegend ein Monitor angebracht, dessen Bilder man in der Mitte des Tellers sieht. Auf dem Bildschirm ist eine Vielfalt von Fischen (gemorpht) zu sehen, die schnell dezimiert werden.
5. Education
Das Porthole zeigt ein mehrseitiges großes Buch. Auf den ersten Seiten sieht man nur sinnlose Buchstabenkolonnen, etwa so, wie ein Analphabet Geschriebenes wahrnehmen mag. Indem man weiterblättert, formieren sich die Buchstaben mehr und mehr zu einem sinnvollen Satz (von Grundtvig) in vier Sprachen (Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch)
6. Air Pollution
Das Porthole zeigt ein bewegtes Bild einer Fabrik mit rauchendem Schornstein, dazu riecht man Lavendelduft.
7. Noise Pollution
Das Porthole zeigt einen schwarzen Kasten mit kleiner UV-bestrahlten Leuchtschrift "Silence" an der Rückwand. Beim Hineinstecken des Kopfes durch eine(n) BesucherIn hört man den Klang eines startenden Autos, der sich im Entfernen in Vogelzwitschern verwandelt .
8. Racism
Man sieht an der Rückwand der Box ein Poster, welches links pflanzliche Monokulturen in schwarz-weiss im Kontrast zu dem farbigen Bild einer Mischkultur zeigt. Dazu in vier Sprachen "Gegen Rassismus".
Adam Geczy / Thomas Gerwin
Dead Flow - Fluss
Video Sound Installation
April 4th to 21st, 2002 at ARTSPACE, Sidney
Thomas Gerwin
Soundscape No.3 (2002)
Situative RaumKlanginstallation
Diese "situative" Klanginstallation besteht aus 10 weißen Quadern bzw. Stelen verschiedener Größen, in denen sich kleine Lautsprecher befinden. Die Klangobjekte kreieren eine sichtbare - und gleichzeitig eine hörbare Landschaft, ein "Soundscape". Jeder der kleinen Lautsprecher baut eine eigene Region aus Klang auf, die sich mit den Klängen der Umgebung vermischt, sie kontrapunktiert, sie konterkariert. Die Klanginstallation arbeitet sehr eng mit den besonderen räumlichen Verhältnissen des Ausstellungsortes, analysiert und interpretiert sie. "Soundscape No.3" erbaut ein kleines Universum aus dem Klang des Feuers, in dem verschiedenste Feuer-Charaktere (vom wärmenden Höhlenfeuer bis zum Inferno eines Vulkanausbruches) eine begehbare Gefühls-Choreographie inszenieren.
Der Klang im Inneren der "Feuerhöhle" ist teilweise kraftvoll aber insgesamt ziemlich leise. Die Besucher sollen nicht beschallt werden, sondern eher dazu angeregt werden, ihre Aufmerksamkeit zu schärfen und sich die verschiedenen Klangwelten eigeninitiativ zu erschliessen.
"Soundscape No.3 (Feuerhöhle)" entstand im Auftrag vom Kulturbüro des Förderband e.V. anläßlich des Festivals "RESERVOIR VI PYROTEKTURA" und wurde vom 15. Juni bis 4. August 2002 im Großen Wasserspeicher am Prenzlauer Berg, Berlin gezeigt.
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Foto: Roman März
Thomas Gerwin
movement 4 (2002)
für Tanz, Licht und Lautsprecherorchester
Im mit Feuer und variablen Lichtquellen beleuchteten kleinen Wasserspeicher bewegen sich Tänzer, Licht und Klänge. Musikalische Grundlage der Aufführung ist das mehrfach preisgekrönte elektroakustische Werk „Geometrie des Klangs“ (1999/2001), dessen drei Sätze, ergänzt um ein „Zwischenspiel“ und einen „Epilog“, vom Komponisten live auf einem Ensemble von Lautsprechern spatialisiert werden. Die Choreographie von Annabel Cuny und Sarka Vrastakova erschließt und interpretiert den Raum, sie bildet mit der Musik und dem Licht (Martin Verges), einen „perfekten Kontrapunkt“. Die medienübergreifende Performance wurde speziell für diesen besonderen Aufführungsort konzipiert und bewegt sich durch die intensive Interaktion der unterschiedlichen Ausdrucksmittel in einem ständigen Spannungsfeld zwischen Spontaneität und Komposition, formaler Gestalt und individuellem Ausdruck, zwischen virtuellem und realem Raum.
"movement 4" entstand im Auftrag vom Kulturbüro des Förderband e.V. anläßlich des Festivals "RESERVOIR VI PYROTEKTURA" und wurde vom 12. bis 14. Juli 2002 jeweils um 21 Uhr im Kleinen Wasserspeicher am Prenzlauer Berg, Berlin aufgeführt.
Tanz + Chroeographie: Annabel Cuny und Sarka Vrastakova, Licht: Martin Verges, Klangregie: Thomas Gerwin
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transFORM oder Zuang für 4 (2001)
4-Kanal-Text-Sound-Komposition
Ursendung/Premiere 8. November 2002 22:00 h
transFORM oder Zuang für vier
4-Kanal-Text-Klang-Komposition von Thomas Gerwin
SFB/ORB-Auftragsproduktion 2002, Redaktion Radiokunst: Andreas Hagelüken
8.11.2002 22:00 Uhr 4-Kanal Ursendung
"Einst träumte Zuang-Zu, er sei ein Schmetterling und flatterte in der Sonne umher so leicht und frei. Dann erwachte er und erkannte ganz handgreiflich, daß er Zu war. Woher aber sollte er wissen, ob er Zuang-Zu war, der geträumt hatte, ein Schmetterling zu sein oder ein Schmetterling, der gerade träumte Zu zu sein? Es muß aber einen Unterschied geben zwischen Zu und dem Schmetterling. Dies nennt man die Transformation der Dinge."
Thomas Gerwin nahm diesen kurzen Text aus dem Zuang-Zi als einziges klangliches Ausgangsmaterial für seine 40-minütige Sprachkomposition "transFORM oder Zuang für 4", die er für den Sendeplatz der Internationalen Radiokunst produzierte. Florian Müller-Morungen sprach einen ganzen Tag lang vielfältige Variationen des immer gleichen Textes, er flüsterte, sang, schrie, weinte unter der Regie des Komponisten den Text heraus. Das so entstandene Sprachmaterial wurde von Gerwin digital weiterverarbeitet, so daß ein Fundus aus Lauten und Klängen entstand. Aus Sprachschnipseln, abstrakten Sprachlauten und rhythmischen Strukturen erarbeitete Gerwin dann eine Vierkanalkomposition, die am 8.November sowohl als Stereofassung über den „Äther“ als auch in der Kombination von Radio und Internet als quadrophone Fassung zur Uraufführung gebracht wird.
Gerwin überführt mit "transFORM oder Zuang für 4" den Originaltext in einem stetigen Prozess aus Textnähe und Abstraktion klanglich wie inhaltlich in eine adäquate und eigenständige Form und vollzieht damit die Transformation der Dinge an der Sache selbst.
on-air/on-line:
Durch die zeitgleiche Ausstrahlung zweier voneinander verschiedener aber in sich eigenständiger Stereofassungen der Komposition über den Äther und das Internet (http://www.radiokultur-online.de) ermöglicht die Internationale Radiokunst eine quadrophone Rezeption des Stückes. Damit wird die Reduktion des Radiosenders auf nur zwei Kanäle erstmalig überlistet, ein Novum , das zum Nachahmen einladen soll.
on-site:
Alle Hörer und Hörerinnen, die nicht über beide Medien verfügen, sind herzlich eingeladen, am Abend der Ursendung zeitgleich zur Ausstrahlung in der Galerie LUNA international, Berlin-Prenzlauer Berg, und zusammen mit dem Komponisten und vielen anderen der dreidimensionalen Hör-Raumchoreographie des Stückes zu folgen. Die Veranstaltung findet im Rahmen der SFB-Klanggalerie und mit der freundlichen Unterstützung der Galerie LUNA international (Kopenhagenerstr.15 unweit U2-Bahnhof Schönhauser Allee) statt. Der Eintritt ist wie immer frei.
Technische Beschreibung:
Am 8.11.2002 von 22 bis 23 Uhr sendet die Redaktion "Internationale Radiokunst" auf der UKW-Frequenz 92,4 MHz und im Internet (www.radiokultur-online.de) die Vierkanalversion der jüngsten Komposition von Thomas Gerwin.
Um in den Genuss der Raumklangchoreographie zu kommen, benötigen Sie zwei getrennte Stereosysteme:
1) Radioempfänger für die Spuren 1 und 2 (92,4 MHz), Verstärker und zwei Lautsprecher
2) Internetzugang für die Spuren 3 und 4, Soundkarte mit Stereoausgang und zwei angeschlossenen Lautsprechern.
Hier auf der Website finden Sie mehrere Formate der "Internetspuren" 3 und 4:
- ZUANG_3+4.mp3 ------------> 44.1 KHz/128 kbps = 37,9 MB
- ZUANG_3+4(64kb).mp3 --------------------> 44.1 KHz/64 kbps = 18,9 MB
Je größer die Datenmenge, desto besser die Klangqualität. Sie sollten eine Version der Spuren 3 und 4 vor Beginn der Sendung am 8.11. auf Ihren Rechner herunter geladen haben.
Für alle Hörer und Hörerinnen, die außerhalb des Sendegebietes leben, stellen wir am Sendetag auch die Spuren 1 und 2 als mp3-File zur Verfügung. So können Sie sich nach Ihren technischen Möglichkeiten Ihre Vierkanalversion, bspw. durch die Kombination von Computer und CD-Player oder Tapedeck, selbst einrichten.
Stellen Sie die Boxen wenn möglich in einem Quadrat (1-4 in der Reihenfolge des Uhrzeigersinns) auf, so dass Sie sich in deren Mitte setzen können. Die Lautsprecher für die Kanäle 1 und 2 stehen links (1) und rechts (2) vor Ihnen, die Kanäle 3 und 4 stehen rechts (3) und links (4) hinter Ihnen. Pegeln Sie alle vier Boxen auf die gleiche Lautstärke ein.
Vor Beginn der Ausstrahlung von "transFORM oder Zuang für vier" wird es einen Count down geben, der Ihnen ermöglichen soll, Ihren mp3-Player gleichzeitig zum Beginn des Stückes im Radioempfänger zu starten. Während der ersten Minute können Sie die Lautstärkeverhältnisse aller vier Boxen zueinander überprüfen. Die Lautstärken stimmen, wenn Sie das Gefühl haben, alle Boxen sind gleich laut. Die Komposition dauert insgesamt 41‘23" Minuten.
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transFORM or Zuang for 4
4-channel Text-Sound-Composition by Thomas Gerwin
Production: SFB/ORB 2002
"Einst träumte Zuang-Zu, er sei ein Schmetterling und flatterte in der Sonne umher – so
"One day Zuang-zu dreamed that he was a butterfly. And he flapped around in the sunlight - so
leicht und frei. Dann erwachte er und erkannte ganz handgreiflich, daß er Zu war. Woher
easily and free. Then he awoke and had to recognize very physically, that he was Zu. But how
aber sollte er wissen, ob er Zuang-Zu war, der geträumt hatte, ein Schmetterling zu sein
could he be sure, if he was Zuang-zu who had have a dream about being a butterfly –
oder ein Schmetterling, der gerade träumte Zu zu sein? Es muß aber einen Unterschied
or if he was a butterfly, just dreaming that he was Zu? But there must be a difference
geben zwischen Zu und dem Schmetterling. Dies nennt man die Transformation der Dinge."
between Zu and the butterfly. That‘s what is called the transformation of things."
This short text from Zuang-zi, the old Taoist‘s book (about 1200 before Christ) is the only sound material of this text-sound-composition. Actor Florian Müller-Morungen had to speak, to recite, to whisper, to shout, to cry, to insist, to plead, etc. a whole day long conducted by the composer, to create about 30 different versions of this little text. This material then was processed in the computerstudio inter art project Berlin into a broad variety of sounds, rhythms and structures and then composed for four channel performance at computer workstation at "Haus des Rundfunks" Berlin as part of the SFB radio art section curated by Andreas Hagelüken.
The piece originally is quadrophonic. To enable the normal broadcast format, the channels 1-4 are divided into two stereo versions (1+2 and 3+4), where each can stand for its own. But, of course for the full choreography of sound in space one has to experience the quadrophonic version. It creates a virtual space around the listener which is structured through the principles of the so-called "Ba-Gua" zones created and used by the philosophy of Feng-Shui. The listener is in the middle of the virtual space (in zone 5) surrounded by 8 zones which represent the different character families/situation categories characterized by the 8 basic trigrams (built of three constant or divided lines) also used in I Ging. The whole musical texture refers to this structure around the listener. But this is an inner, sometimes hidden structure and the listener does not have to know anything about Feng-Shui or I-Ging to be able to understand the piece. If he/she knows a bit about that – the better.
The broadcast format of this piece is unique. The quadrophonic broadcast is possible by using radio AND computer at the same time. This special kind of performance belongs to the piece essentially. Channel 1+2 shall be broadcasted through radio, while, channel 3+4 are available as mp3 via internet.
!!! Please load down this file before the broadcasting and play it on your computer system at the same time. There will be a count down to enable you to coordinate both sources. For those who do not live in the area, channel 1+2 will be also available on SFB webpages the very day of broadcasting.
The first broadcasting will take place on November 8th, 2002 at German radio station SFB in Germany. For people in the region, who do not own both media, there will be a public live quadrophonic performance of both broadcastings as part of "SFB-Klanggalerie" at "Galerie Luna international" Kopenhagener Str.15 in Berlin, Germany. Free entrance.
"50 Jahre Baden-Württemberg" - Festveranstaltung zum Abschluß des Jubiläumsjahres 2002 mit Fest-Komposition
Thomas Gerwin
HYMNUS (2002)
für Blockflöten, Posaune, Violoncello, Schlagwerk und Live-Elektronik
Es spielt das "Ensemble Aventure" Freiburg mit Annette Hartenstein (Blockflöten), Thomas Wagner (Posaune), Alexander Scheirle (Viloncello) und Victoria Ifrim (Schlagwerk) + Thomas Gerwin (Live-Elektronik)
Der Komponist interpretiert das Werk live auf einem "Lautsprecher-Orchester" (Teil I zu Beginn und Teil II am Ende der Veranstaltung)
Die Grundidee für die Schaffung dieser intermedialen Komposition ist die Frage, wie aus heterogensten Teilen eine Einheit oder zumindest ein aufeinander Bezug nehmendes, funktionierendes Ganzes entstehen kann.
Der Ausgangspunkt völlig unterschiedlicher Positionen, Charaktere und Gruppen wird schon deutlich in der außergewöhnlichen Besetzung dieses Stückes. Jedes mitwirkende Instrument gehört nicht nur einer anderen Instrumentenfamilie an (Holz-, Blech-, Saiten- und Fellinstrument plus Elektronik), sondern repräsentiert auch eine jeweils völlig unterschiedliche Klangwelt und stilistische Geschichte. Die Blockflöte ist ein sehr leises und intimes Instrument, sie ist in der Kammermusik zuhause und wurde besonders in älterer Musik gebraucht. Die Posaune ist ein sehr kraftvolles Instrument, welches sowohl im großen Orchester wie in der Jazz-Big-Band zuhause ist; in neuerer Zeit gibt es ein paar wenige Solo-Virtuosen. Das Violoncello ist außer im Generalbaß-Ensemble und im klassischen Orchester vor allem im Streichquartett hervorgetreten, welches bis heute die reinste musikalische Form, sozusagen "die hohe Schule" der Komposition repräsentiert. Im Schlagwerk möchte ich hauptsächlich archaische und außereuropäische Schlaginstrumente zum Einsatz bringen, also einerseits die Klangwelt des wahrscheinlich ältesten musikalischen Instrumentariums der Menschheit, als auch ein wenig Exotik ins Spiel bringen. Die Live-Elektronik schließlich repräsentiert technologische Fortschrittlichkeit und Innovation und ermöglicht durch den Einsatz modernster Technik neue Klangerlebnisse, wie die räumliche Bewegung und die völlig freie Entstehung und Verwandlung des Klangs.
Jedes Instrument bedient sich einer eigenen, exklusiv für diese Komposition neu konstruierten Tonleiter, die durch numerologische Operationen aus den Instrumentennamen unter Einbeziehung eines bestimmten Rechenfaktors für das Wort "Baden-Württemberg" erzeugt wurden. Diese Tonleitern sind sonst nirgendwo gebräuchlich oder auch nur bekannt und erzeugen eine ganz bestimmte, schwebende Atmosphäre für dieses Werk. Die gesamte Komposition kommt ohne den Kammerton A aus, da er als einziger Ton in keiner der Tonleitern vorkommt. Der taucht erst im allerletzten Schlußklang auf und komplettiert so das durchgeführte Material zusammen mit dem Klang einer "sprechenden Trommel".
Die Komposition besteht aus vier Teilen. Die Dauer beträgt ca. 14:30 Minuten.
"Das Interessanteste in der kompositorischen Textur des Werkes ist dabei für mich der Umgang mit Heterogenität sowohl aus inhaltlicher, als auch struktureller und material-immanenter Sicht - wie die einzelnen Charaktere und Temperamente aufeinander eingehen, evtl. gar amalgieren können und dennoch sie selbst bleiben. Die stilistische Freiheit sowie die durch die Lautsprecher erzeugte besondere Räumlichkeit und die spontane Verwandlung und Bewegung von live gespielten Klängen und Strukturen ist wichtiger Bestandteil dieser im gesamten Erscheinungsbild eher heiteren und festlichen Komposition."
(Thomas Gerwin)
Für die bei der Aufführung zuzuspielenden Soundfiles müssen die Musiker vorher bestimmte Teile auf Band spielen, die dann im Computer weiterbearbeitet werden (Das müssen genau dieselben Musiker sein, die auch bei der Aufführung mitwirken, um eine größtmögliche klangliche Kongruenz und Verschmelzung der Live-Performance und den vom Band zugespielten Klängen zu erzielen). Der Ort der Instrumental-Aufnahmen für die vorproduzierten Zuspielmaterialien muß noch gefunden werden.
Die elektroakustischen Materialien zur Live-Performance werden im Landesstudio Freiburg des SWR aufgenommen und im Computer- Studio des Komponisten inter art project fertig komponiert und prosuziert.
Uraufführung am 13. Dezember 2002 anläßlich der Eröffnung des Neubaus des "Haus der Geschichte Baden-Württemberg"
durch Herrn Ministerpräsident Erwin Teufel in Stuttgart. Es erscheint begleitend eine CD.
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Thomas Gerwin
Punktum (2001)
Soundscape Composition für 2-x Lautsprecher
3.Satz von / 3 rd movement from "Geometrie des Klangs"
im Auftrag des/commissioned by SWR Baden-Baden, Redaktion: Hans-Burkhard Schlichting
Weltweit auf mehreren Sendern im Programm sowie mehrfach
auf verschiedenen Festivals aufgeführt, meist als akousmatische Version für Lautsprecher-Orchester.
Computer Music (2004)
"Computer Music" nimmt den gängigen Terminus für ein Genre wörtlich. Einzige Quelle sämtlicher Klangmaterialien und einziges Instrument zur Bearbeitung und Komposition derselben ist der Computer selbst. Das Werk besteht aus zwei sich ergänzenden Komponenten: einer Raum-Klang-Installation und einem Hörstück. In beiden spielt die Zahl 4 eine wichtige Rolle, die sich auf den Lichthof vom berühmten "Haus des Rundfunks" in Berlin und seine besondere Architektur bezieht. Die 4 weist in der Numerologie auf die allgemeingültige Ordnung, die Orientierung, auch die Mathematik hin. So gliedern die 4 Jahreszeiten das Jahr, die Himmelsrichtungen die Erde und die vier Elemente die faßbaren Dinge der Welt. Darauf bezieht sich "Computer Music", macht dabei aber gleichzeitig sinnlich erfahrbar, wieviel Unwägbares, Unfaßbares und Geheimnisvolles es auch in der striktesten Ordnung gibt. Die fünfte und wichtigste Komponente dieser Arbeit ist der rezipierende und (re)agierende Mensch, der eigentliche Mittelpunkt jeder meiner Inszenierungen.
Das Hörstück changiert stilistisch zwischen "Musique concrète", "Digital Music", experimentellem Hörspiel und "Soundscape Composition" und zeigt sowohl Grenzen als auch Verbindungslinien zwischen diesen Sparten auf. Zunächst wurde der Computer auf die konkreten Klänge untersucht, die er selbst bei der Benutzung erzeugt - innen und außen. Dazu kamen verschiedene Tastaturen und z.T. sehr alte Drucker, Laufwerke, etc.. Diese Klänge bildeten das Klangmaterial, welches dann im Computerstudio verschiedensten Operationen und Prozessen unterworfen wurde. Die so entstehenden Variationsketten, Familien von Klangobjekten, die Rhythmen und Klanglandschaften bilden den Material-Pool, aus dem schließlich das Stück nach eigenen, von den ursprünglichen Klängen und deren Funktionalität unabhängigen Gesetzen prozesshaft komponiert wurde.
Das radiophone Hörstück (46:25 min.) kann im Stereo- oder Dolby-Surround-Format gesendet werden, ebenso reizvoll ist aber auch eine Live-Aufführung in der 5.1-Fassung, evtl. sogar als Wandelkonzert inmitten der zugehörigen Raum-Klang-Installation. Für acousmatische Konzerte existiert auch noch eine Kurzfassung von 14:50 min. in stereo.
Die Klang-Installation "Soundscape No.5 (Computer Music)" inszeniert die vier Hauptkomponenten eines Computers, den Prozessor (Süden, Sommer), die Input/Output-Sektion (Westen,Herbst), die Speicher (Norden, Winter) und das Interface (Osten, Frühling) im Raum. Dies geschieht mittels kleiner weißer Kuben oder Stelen, denen jeweils leiser Klang entströmt. Der Lichthof an der Masurenallee wurde virtuell zum begehbaren Innenraum eines großen Computers. Die wie mit einer Lupe hervorgeholten Kulminiationspunkte werden optisch unterstützt durch silberne Markierungen auf dem Boden, auf denen die Klang-Stelen wie Kondensatoren oder Sicherungsmodule auf einer Computerplatine wirken können.
"Computer Music" entstand im Auftrag der Klanggalerie des RBB, Redaktion: Andreas Hagelüken, Ursendung am 12. Juli 2004 im Rahmen des "Festival der internationalen Radiokunst im RBB", die RaumKlang-Installation wurde zum erstenmal in der Zeit 3.-28.7.2004 im "Haus des Rundfunks" in Berlin gezeigt.
"Konglomerat N" (2004)
Thomas Gerwin "Konglomerat N" (2004)
multisensoriales Environment mit "Sinnbild No.22", zwei Objekte mit Lorbeer-Duft und Veilchenpastillen
zuerst gezeigt bei "spacing" 11. Dezember 2004 - 29. Januar 2005 Galerie Nord Berlin
Künstlerischer Leiter und Kurator: Dr. Ralf Hartmann
SWR-Produktion ist Hörspiel des Jahres 2007
Deutsche Akademie der Darstellenden Künste wählt "Raoul Tranchierers Bemerkungen über die Stille" von Ror Wolf zur besten ARD-Neuproduktion 2007 / Verleihung am 6. April in Frankfurt
Frankfurt/Baden-Baden. Das SWR-Hörspiel "Raoul Tranchirers Bemerkungen über die Stille" von Ror Wolf, zum Klingen gebracht von Thomas Gerwin, ist zum Hörspiel des Jahres 2007 gewählt worden. Damit hat die Deutsche Akademie der Darstellenden Künste zum zweiten Mal in Folge eine SWR-Produktion als beste ARD-Neuproduktion des Jahres ausgezeichnet. Thomas Gerwins 55-minütige Hörspielfassung, die bereits Hörspiel des Monats Juli 2007 war, basiert auf dem gleichnamigen abschließenden Prosaband, mit dem Ror Wolf im Jahr 2005 seine 1983 begonnene sechsbändige "Enzyklopädie für unerschrockene Leser" abgeschlossen hat. Die Ursendung war am 3. Juli 2007 in SWR2 zum Abschluss einer mehrteiligen Hommage zum 75. Geburtstag von Ror Wolf. Die Preisverleihung mit öffentlicher Vorführung des Preiswerks findet am Sonntag, 6. April 2008, ab 19 Uhr im Literaturhaus Frankfurt statt.
Die unabhängige Fachjury für das Hörspiel des Jahres 2007, der Raimar Eberhard, Klaus Behringer und Christoph Schreiner angehörten, begründete ihre Entscheidung folgendermaßen:
"Ror Wolf ist ein Hieronymus Bosch des Erzählens und das Tranchirer-Lexikon sein "Garten der Lüste". Ein Nachschlagewerk aus lauter Literatur in Wolfs eigenwillig-phantastischem Stil zum Klingen zu bringen, ist Thomas Gerwins Verdienst. Er hat Kurztexte aus Ror Wolfs Band "Raoul Tranchirers Bemerkungen über die Stille" zu einer akustischen Besichtigung komponiert - einem Museumsspaziergang von einer grotesken Installation zur nächsten. Intermittierende Gitarrenklänge geleiten uns von Figurengruppe zu Figurengruppe. Gerwins Klang-Konglomerate aus Blubbern und Brummen, Rascheln und Raunen, Wabern und Wummern kontrapunktieren lautmalerisch die Auflösungsprozesse in Wolfs Texten. Die Geräusche verhalten sich zur Schallatmo der Wirklichkeit wie Tranchirers Lexikonartikel zur Realität: abstrahiert, verflüssigend, piktogrammatisch. Die Besetzung des großartigen Horst Sachtleben in der Rolle des Hauptsprechers schafft hier stimmlich die richtige Atmosphäre.
Der Textstil entspringt bildungsbürgerlichen Konversationslexika oder Haushalts-Ratgebern vom Ende des 19. Jahrhunderts, also aus einer Homo-Faber-Zeit, in der man den aufklärerischen Weg noch sicher beschritt, optimistisch auf wissenschaftliche Totalerklärung der Welt zu. Gerade die populäre Ausprägung dieser Gelehrsamkeit untergräbt und dekonstruiert Wolf, er reißt die Folie des Lexikalischen auf, lässt die Einzelteile wie ein zerrupftes Beutestück seiner Gedanken einfach liegen, unterbricht den dozierenden Duktus, und aus allen Ritzen quillt hervor: das Unheimliche.
Ror Wolf, ein Eigensinniger der experimentellen Literatur, versteht wie kein anderer, den Rezipienten erst durch Welterklärung in der Pose bürgerlicher und akademischer Rechtschaffenheit in Sicherheit zu wiegen, ihm dann jedoch die geschlossenen Handlungsräume und die Konsequenz der Logik zu verweigern, seinen Wirklichkeitsbegriff zu torpedieren und ihn diesen Verlust gar als Lustgewinn empfinden zu lassen.
In der leichthändig gelungenen Umsetzung dieser Methode liegt die auszeichnende Qualität dieses Hörspiels, eines Inhalts-Nullsummenspiels: Am Ende der ironischen Dekonstruktion (Wolf versteht sie gern als Abbruch) und bei letztlicher Betrachtung der Weltverhältnisse bleibt immer das Nichts. Das Verfahren hat durchaus komische Züge. Der Hörer ist verstört, wenn Wolf ihm die Realität unter den Füßen entreißt und verdeutlicht, daß die Welt nur aus Nichts und Text besteht."
SWR-Hörspielchef Ekkehard Skoruppa: "Dass die Auszeichnung "Hörspiel des Jahres" zweimal in Folge an eine SWR-Produktion geht, belegt eindrucksvoll, dass unsere Hörspiele zum Besten gehören, was in der ARD zu hören ist. Die wiederholte Auszeichnung bestätigt uns auch darin, nach Möglichkeit eng mit zeitgenössischen Autoren zusammenzuarbeiten und ist uns so zugleich Ansporn für viele weitere künstlerisch anspruchsvolle Hörspielproduktionen."
Ror Wolf, geboren am 29. Juni 1932 in Saalfeld, Thüringen zählt zu den bedeutenden deutschen Gegenwartsautoren. Nach Gelegenheitsarbeiten als Bauarbeiter übersiedelte er 1953 nach West-Berlin und studierte ab 1954 Literatur, Soziologie und Philosophie in Hamburg und Frankfurt. Von 1961-1963 arbeitete er als Literaturredakteur beim Hessischen Rundfunk, seit 1963 ist er als freier Schriftsteller tätig und hat neben Prosa und Lyrik auch zahlreiche Hörspiele geschrieben. Einem größeren Publikum wurde Wolf durch seine Fußball-Collagen bekannt, die zwischen 1973 und 1979 entstanden sind. Das Hörspiel "Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nord-Amerika" wurde 1988 mit dem "Hörspielpreis der Kriegsblinden" ausgezeichnet. Zu seinen zahlreichen weiteren Auszeichnungen gehören der Frankfurter Hörspielpreis (1992), der Staatspreis des Landes Rheinland-Pfalz (1997), der Große Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste (2003) und der Kasseler Literaturpreis (2004). Wolf ist Mitglied des P.E.N.-Zentrums Deutschland und seit 1989 Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache. Seit 1990 lebt und arbeitet er in Mainz.
Thomas Gerwin, geboren 1955 in Kassel, ist klassisch ausgebildeter Komponist und Klangkünstler. Seit 1990 arbeitet er intensiv im Bereich Soundscape Composition und radiophone Kunst und kreiert Klang- und Video-Installationen (u. a. die interaktive "KlangWeltKarte" im ZKM Karlsruhe) sowie Klangskulpturen und -landschaften (u. a. den EU-Pavillon auf der EXPO2000). Für den SWR hat er mehrere Produktionen in 5.1-Mehrkanalton und Stereo produziert, u. a. "Der Ausbruch des Vesuvs und andere ‘Unverständliche Geschichten‘ von Alfred Döblin" (2002) und "Fünf Radio-Installationen" (2004). Gerwin, dessen Werke weltweit aufgeführt und ausgestellt werden, wurde mit verschiedenen internationalen Preisen und Stipendien ausgezeichnet, zuletzt im April 2007 mit dem "Hörspielpreis der Akademie der Künste" für die Musik zu "Ponderabilien" von Stephan Krass (SWR 2006).
Das "Hörspiel des Monats" wird seit 1977 von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste aus dem Ursende-Angebot der ARD-Rundfunksender ermittelt. Über die Entscheidung befindet eine unabhängige Fachjury. Zum Jahresende wird aus den zwölf ausgezeichneten Hörspielen des Monats ein "Hörspiel des Jahres" gewählt.
Hörspiel des Jahres 2007
"Raoul Tranchirers Bemerkungen über die Stille" von Ror Wolf,
zum Klingen gebracht von Thomas Gerwin
Sprecher: Horst Sachtleben, Bijan Zamani, Nadine Kettler
Ton: Johanna Fegert, Schnitt: Regine Schneider
Regieassistenz: Constanze Renner
Hörspieleinrichtung, Komposition und Regie: Thomas Gerwin
Dramaturgie: Hans Burkhard Schlichting
Produktion: SWR 2007